Eidenberger an Ackerl, und andere ...
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- Erstellt am Donnerstag, 08. August 2013 09:28
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Neun Wochen nach dem Junihochwasser, bei dem die Bevölkerung des Eferdinger Beckens nächtens – ohne Vorwarnung – feige geflutet wurde, soll den Flutopfern, die zu einem großen Teil ihr ganzes Hab und Gut verloren haben, durch hektische Betriebsamkeit (Unzahl von Besprechungen, Sitzungen, „Aufklärungsrunden“? usw.) suggeriert werden, dass alles bestens abgelaufen sei.
Die nicht zu verbergende Pannenserie vor und während des Ereignisses und die in den letzten Wochen dann und wann aufkommenden Beweise/nicht leugbaren Tatbestände wurden in der Zwischenzeit mit großer Akribie zu einem für Nicht-Insider durchgängigen, „fast glaubwürdigen“ Protokoll zusammengebaut.
Nach der für alle leicht durchschaubaren Choreografie des inszenierten „Hochwassergipfels“, bei dem man großzügig auf die Beibeziehung von Fachleuten verzichtete (!) und lediglich die Mitglieder des oö. Landtags (!?) mit den Akteuren des Landeskrisenstabs und des Verbunds für das Medienspektakel zusammenspannte, folgte nun Teil 2 der „Aufklärung“/Aufarbeitung:
Dem SPÖ-Landtagsclub wurde in Beantwortung(??) seines Fragenkatalogs ein 166 Seiten(!) umfassendes Konvolut – in erster Linie zusammengesetzt aus Briefen, Zusammenfassungen, Kommentaren, Absichtserklärungen, Kopien usw. – übergeben; die entscheidenden Fragen indes sind nach wie vor unbeantwortet:
- Mit keinem Wort ist erwähnt, warum es für das angeblich als „Überflutungsgebiet“ ausgewiesene Eferdinger Becken keine zeitnahen Prognosen/Warnungen gab und man dadurch das Leben vieler Menschen gefährdete,
- mit keinem Wort sind die Probleme im Kraftwerk Aschach erwähnt, die aller Wahrscheinlichkeit zu der enormen Verschärfung des Hochwassers in den Nachtstunden des 4. Juni 2013 führten,
- mit keinem Wort wird auf die fatalen Folgewirkungen der WBO-Änderung für das KW Asten (2008) eingegangen, die sehr wohl eine negative/verschärfende Auswirkung auf die Hochwassersituation im Eferdinger Becken haben,
- nach wie vor gibt es keinen einzigen Hinweis darauf, dass die Gemeinden entlang der Donau die „Erkenntnisse/Konsequenzen/Auswirkungen“ des beim vielzitierten Modellversuch in Mitterkirchen erprobten Hochwasser-Szenarios irgendwann in ihren Gemeindräten verbindlich beschließen hätten müssen bzw. verbindliche Konsequenzen daraus hätten ziehen müssen,
- nach wie vor erklärt der Verbund immer wieder, dass der Wehrbetrieb automatisiert ablaufe, dass es keine „Eingriffe“ gäbe; was war dann beim Kraftwerk Aschach, als es am 3. Juni Probleme gab?
- In keinem Protokoll ist vermerkt, wann die beim Bezirkskrisenstab eingelangten Prognosewerte an welche Person in welcher Gemeinde weitergegeben wurden. Im Alarmplan wären der Bürgermeister und der Feuerwehrkommandant als Ansprechpartner vorgesehen! In Walding bekam keiner der beiden irgendwann eine offizielle Pegelstandsmitteilung …
- Warum ist nirgends vermerkt, dass beim Modellversuch in Mitterkirchen (1969) das Thema „Schlamm absolut keine Beachtung“ fand?
- Warum fehlt noch immer die Erklärung, wie es dazu kommen konnte, dass der Machlanddamm in der heißen Phase über 40 Stunden einen gleich bleibenden Pegel aufwies; mit hydraulischen Gesetzen ist dies nicht erklärbar …
- In keinem Protokoll ist die wesentliche Tatsache vermerkt, dass die ursprüngliche TEL (techn. Einsatzleitung) des Bezirks UU in der heißen Phase durch den ortsunkundigen Stab aus dem Bezirk Grieskirchen ersetzt wurde … WARUM?
- Warum fehlte der Bezirksfeuerwehrkommandant von UU bei fast allen Krisenstabssitzungen, warum war der Leiter des behördl. Krisenstabs (BH) auch nur marginal bei diesen wichtigen Besprechungen/Sitzungen anwesend?
- Der „FF-newsletter“ ist eine homepage, die bei weitem nicht alle Feuerwehren haben, weil sie eben eine freiwillige Zusatz-Service-Einrichtung ist. Wer veranlasste, dass genau auf dem newsletter angeblich die Prognosen (für LINZ!) bekannt gegeben wurden?
- Warum wurden bei den vielen „Aufarbeitsungs-Sitzungen“ im Büro Anschober NIE Fachleute beigezogen, die die Inhalte/Auskünfte/Antworten von Verbund, Via Donau, Hydrografischem Dienst etc. auf ihre Richtigkeit bewerten können? Warum wurde dem Verbund zugestanden, dass er die Protokolle dieser Arbeitssitzungen – bevor diese verteilt werden – noch „zu Gesicht bekommt ...“?
- Warum steht nirgends, dass die in der WBO vorgeschriebene (!) Wasserrinne bei der linken Schleuse in Aschach nicht – wie vorgeschrieben - freigebaggert war?
- Warum hat niemand gesagt, dass die Oberwasser-Pegelwerte beim KW Aschach im kritischen Zeitraum keine physikalischen Werte waren, sondern „nachempfunden“(!) wurden …!! Hat das keine Auswirkungen auf die Entwicklung des Hochwassers?
- Warum ist in den ganzen Protokollen nichts von der Flutwelle vermerkt, die zweieinhalb Stunden nach Mitternacht, wo es hieß, „der Scheitel ist überwunden, die Pegel haben sich stabilisiert“, zu einem sprunghaften Ansteigen des Wassers um 70 bis 110cm (!) führte, obwohl der Wasserspiegel der Donau zu diesem Zeitpunkt schon mehrere Kilometer breit war …?
- Warum wurde von niemandem die Aussage von DI Flicker beim Hochwassergipfel korrigiert, der dort sagte: „Es geht primär darum, dass man die HW-Situation gegenüber dem „Naturzustand“ nicht verschlechtert. Das war die Basis für die Bewilligung samt der 1. Betriebsordnung und auch der aktuellen von 2008“ ?
Der „Naturzustand des Stauraums“ hat sich seit der Errichtung der Kraftwerke sehr wohl durch die meterhohen Sedimentierungen (die beim Modellversuch und in den WBO nicht einmal „Beachtung fanden“) grundlegend verändert! Die Parameter der WBO können gar nicht mehr stimmen!
- Nach wir vor fehlt die Erklärung, wie es sein konnte, dass der Machlanddamm, der für das 100jährige Hochwasser-Ereignis ausgerichtet ist, den Wassermassen des Junihochwassers 2013, das – laut Landeshauptmann – ein 300jähriges Ereignis war, standhielt ....
- usw.
Meine Forderung lautet:
a) Rascheste Beantwortung bzw. lückenlose, nachvollziehbare Aufarbeitung aller oben angeführter Fragen/Inhalte
b) Sofortige Messung der tatsächlichen Sedimenthöhen in den Kraftwerksstauräumen per Echolot durch eine externe Firma und eine sofortige transparente Überarbeitung/Neufassung aller Wehrbetriebsordnungen auf den technischen Stand / die neuen Erfordernisse von 2013 unter Beibeziehung externer Fachleute und der Gemeinden.
c) Darin sollte u.a. auf jeden Fall auch eine permanente kontrollierte Spülung der Stauräume (außerhalb von Hochwasserereignissen), ein kontrolliertes prophylaktisches Ablassen der Stauräume vor herannnahenden Hochwässern und eine permanente Überprüfung der gesetzlich verankerten Wasserqualität fix verankert sein.
d) Die durch Hochwässer veranlassten extremen Schlammablagerungen wieder in die Donau zu verfrachten, ist ökologischer / volkswirtschaftlicher / sicherheitspolitischer Wahnsinn!
Besser wäre es, dieses Massen
- dosiert als natürlichen landwirtschaftlichen Dünger,
- als Füllmaterial für Gräben/Dämme außerhalb des Überflutungsgebietes,
- bzw. z.B. als Rohmaterial für die Dachziegelerzeugung usw. zu verwenden. Nicht alle Schlämme müssen kontaminiert sein …
- Laut ÖNORM 6232 besteht DRINGENDER Handlungsbedarf, weil die Donau in den Stauräumen, in denen sich das Wasser aufgrund der extrem reduzierten Strömung schnell erwärmt (Keime!), eine katastrophale Qualität aufweist (schlechteste Wassergüteklasse 4!)
Die Donau befindet sich aufgrund der unnatürlichen Sedimente längst total außerhalb der ökologischen Funktionsfähigkeit! Die Wasserrechts-Verantwortlichen müssten schon längst einschreiten - tun es aber nicht …!?
Ich persönlich bin für die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses, um diese wichtigen Fragen unter Wahrheitspflicht und im Beisein von ausgewiesenen Fachleuten nutzbringend für eine zukünftige Bewältigung von Hochwässern aufzuarbeiten/beantwortet zu bekommen und daraus nachhaltige Konsequenzen abzuleiten.
LAbg. Bgm. Dipl. Päd. Josef Eidenberger, Walding