Na, was jetzt? Zentimeter, oder doch Meter?

 

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Sehr geehrter Herr Landesrat Hiegelsberger

Zur Erklärung: Ich bin Mitglied jener Gruppe von Landwirten die vom Hochwasser 3013 betroffenen waren, welche du am vergangenen Samstag, 31.5., auf Initiative von Hans Plakolm besucht hast.
Wir trafen uns  im Betrieb von Helga und Ernst Grilnberger in Purwörth, Gemeinde Walding.

Nun zu meinem Anliegen bzw. Frage:
In deinem Vortrag sprachts du von der Notwendigkeit zum Absiedeln vor Allem mit Blick auf die Zukunft und eventuell noch folgenden Ereignissen.

  • Du erwähntest unter anderem (aus dem Gedächtnis zitiert) "..... und wenn man in Deggendorf in Deutschland den Damm nicht gesprengt hätte hättet ihr noch um 1,5 Meter (in deinen Worten: eineinhalb Meter) mehr Wasser bekommen".

Diese Aussage hat bei mir, meiner Familie und anderen Anwesenden zu Verwunderung und sehr zur Verunsicherung geführt.

  • Kann dieses singuläre Ereignis wirklich eine derartige Beeinflussung (eineinhalb Meter!!) haben?
  • Sämtliche Beeinflussungen die bisher diskutiert wurden (Sedimentablagerungen, Nichteinhaltung der Wehrbetriebsordnung, Vorzeitige Absenkungen......), sind durch die Experten - und auch Herrn Landesrat Anschober -  gegenüber den Betroffenen immer im einstelligen Zentimeterbereich angegeben worden.

Eineinhalb Meter mehr Wasser bei einem nächsten Hochwasser dieser Dimension (weil die "Dammsprengung" ja sicher NICHT wiederholbar ist) sind für uns undenkbar. Was würde dies auch für die Berechnungen von HQ100 und HQ300 bedeuten????

Ich bitte um Verständnis, das in einer Zeit in der wir Betroffene vor wichtigen und weitreichenden Entscheidungen stehen, ich zu dieser Aussage noch eine genauere Erklärung bzw. Bestätigung haben möchte.
 
In Erwartung einer baldigen Antwort verbleibe ich mit freundlichen Grüßen
Franz Ratzenböck
 
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Franz Ratzenböck


Kommentar von Ing. Franz Krennbauer

Sehr geehrter Franz Ratzenböck,
 
Ihrer Skepsis gegenüber der Aussage des LR Hiegelsberger kann ich nur zustimmen.

Ohne auf  techn. Details einzugehen, kann man ganz eindeutig sagen, dass eine Dammsprengung an der bayr. Donau in Deggendorf ( max 10-20 Mio m3 ) nur mehr geringen Einfluss auf die Spitzenreduktion mehr als 150km flussabwärts hat.

Die Überflutung des Eferdinger Beckens ist abhängig:

  • von der ausflutenden  Menge an den Überströmstrecken ( ca. 70% der HW-Spitze kommen derzeit ungepuffert vom Inn)
  • von der Dauer dieser Ausflutung
  • dem Abfluss dieser Ausflutung in das Unterwasser KW Ottensheim (welcher bei steigendem UW-Pegel gesperrt und  abhängig vom Rückstau KW Asten wird)
  • dem verfügbarem (geräumten u. möglichst eingetieftem) flussnahem Rückhaltevolumen und der möglichen Versickerung in den Schotteruntergrund

Nur eine  "einfache"  Überlegung/ Darstellung:

  • Die Bayern planen 130 Mio m3 Rückhaltevolumen an der Donau, zusätzlich sind Umsetzungsprojekte am Inn beauftragt.
  • Wenn 10-15% an der Donau ( ca 30% Anteil an der HW-Spitze in Aschach) bereits  1,5 m Reduktion bedeuten würden, wäre ja bereits mit den bayr. Maßnamen  "alles gelöst".
  • (auch wenn alles "komplex" ist, der Hausverstand gibt schon wichtige Hinweise und nicht selten haben externe "Expertisen" auch anderen Sinn, als aufzuklären).

Wir haben aufgezeigt, dass … :

  • die Bayern nachhaltige Rückhaltemaßnahmen planen und diese auch für OÖ günstig sind
  • in Ö vorbeugendes Stauraum-Management samt zeitgemäßer WBO , Räumen der Sedimente in den Stau- u. Überflutungsräumen an den Inn-u. Donau-Kraftwerke (welche an der bayr. Donau kaum verfügbar sind)  erforderlich ist
  • offensichtlich Genehmigungsauflagen zum Kraftwerksbetrieb (aus 1970) nicht umgesetzt sind
  • die  "auch für Experten mit erklärbaren"  Abläufe sowohl logisch vorhersehbar, wie auch in den Auswirkungen minderbar  gewesen wären
  • die OÖ-Landesreg. 1 Jahr danach:
    • nur auf extern beauftragte Gutachten verweist/wartet,
    • einzig (und vor umfassender Analyse von HW-Minderungspotential) auf  Absiedlung setzt ( welche für die Betroffenen bezüglich finanziellen Eigenaufwand noch immer nicht klar ist und Gemeinden unter Druck setzt )
    • mit, fachlich nicht stichhaltigen Argumenten, die Auswirkungen eines nachhaltigen HW-Schutz durch Rückhaltemaßnahmen verniedlicht
    • organisatorische und technisch/fachliche Mängel und damit Verbesserungpotentiale beim Krisenstab nicht erkannt wird
  • der zustängige Landesrat 1 Woche vor der NR-Wahl einen hohen Fachbeamten schickt, der in vielen Bereichen fachlich zustimmt, Unterlagen (innerhalb 14 Tage) u. gemeinsame Analysen zusagt, auf die wir bis heute warten

 
Warum treffen Politiker 1 Jahr nach der Flut und 1 Jahr vor der LT-Wahl solche Aussagen und warum nimmt man plötzlich Kontakt zu Bayern auf ?
--> Jeder möge selbst seine Schlüsse ziehen, mir gehts um Hochwasserminderung
 
Franz Krennbauer